Paul Blau (Martin Schmitt):
Von der Farbe der Dächer und des Sturms
Gedichte. Eigenverlag, Karlsruhe, 1991

Stranden wir nicht dauernd an die Spitzen der Ufer
und reißen uns die Haut am kleinen Eiskristall?
Und richten wir nicht die flackernden Augen,
die rotgerahmten Höhlen des Feuers,
dem Meere zu, dem Blitzen des Sturms
auf den Gipfeln der Gischt?
Glüht es nicht
und halten wir nicht

die letzte Kammer des Herzens
immer für eine Verzweiflung frei,
bevor der wohnliche Pelz uns die Luft begrenzt
und der Schlaf uns die Sinne mit Zäunen zähmt?
Wollen wir Häuser, Paläste, Gärten?
Und wollen wir die Krone auf dem wirren Haar?
Wollen wir das stumme Blaublut wirklich
oder die Blässe der Gunst
und wollen wir den verlogenen Januskopf der Macht
statt singende Teppiche oder den Applaus des Regens
auf stetig wachsenden Dächern?
Stranden wir nicht dauernd im Zelt des sprühenden Sandes
und bewegen uns zum Takt unseres pochenden Metronoms?

Sind wir nicht gerne wie Treibgut,

wie flatternde löchrige Segler
und unruhige Idioten des Glücks?

 






FarbDäch